Für Kinder ist eine intakte Familie die selbstverständlichste Lebensform. Die Trennung der Eltern zerstört die kindliche Sicht familialer Ordnung und erfordert vom Kind große Anpassungsleistungen. Starke Konflikte der Eltern im Vorfeld der Trennung können die psychische Entwicklung von Trennungskindern zusätzlich belasten. Geht eine Partnerschaft auseinander, haben beide Elternteile also eine besondere Verantwortung für das Kind/ die Kinder. Ca 155000 minderjährige Kinder sind jedes Jahr von Scheidung betroffen. Von Trennung der Eltern betroffene Kinder sind da nicht mitgerechnet, weil sie statistisch nicht erfasst werden.
Inhalt
Mögliche Folgen einer Trennung
Die Trennung der Eltern ist ein einschneidendes traumatisches Erlebnis für die Kinder, das nicht ohne Folgen bleibt. Sehr kleine Kinder reagieren häufig mit Angstzuständen und Schlafstörungen. Sie sind irritiert und häufig sehr aggressiv. Viele kleinere Kinder zeigen Rückschritte in ihrer Entwicklung. Das Einnässen ist ein typisches Symptom für die psychische Belastung. Kinder im Kindergartenalter zeigen ihren Kummer. Empfindungen des Verlassenseins und der Trauer werden aber Kummer ganz ähnlich. Sie geben ihr Verlangen nach der Mutter, oder dem Vater ganz offen zu verstehen.
Eigene Schuldzuweisung
Kinder in dieser Altersstufe empfinden sich noch als Mittelpunkt ihrer Welt und suchen daher die Schuld für die Trennung der Eltern bei sich selbst. Empfindungen des Verlassenseins und der Trauer werden deutlicher wahrnehmbar, als kleineren Kindern. Schulkinder können die Trennung der Eltern bereits besser verstehen. Mit dem Schulalter fangen Kinder an, die Trennung besser zu verstehen. Die Trennung der Eltern macht die Kinder traurig und zornig. Sie sind dabei jedoch recht hilflos. Manche Kinder schämen sich vor ihren Klassenkameraden, Freundinnen und Freunden, Lehrern oder Nachbarn. Häufig lassen die Leistungen dieser Kinder in der Schule nach und die Kinder reagieren sehr verhaltensauffällig. 39% aller Scheidungskinder sind emotional dermaßen beeinträchtigt, dass sie die Klasse wiederholen müssen.
Trennung in der Pubertät
Wenn Kinder in die Pubertät kommen, beginnen sie sich von der Familie zu lösen. Erleben die Kinder in diesem Alter die Elterntrennung, kann die Folge sein, dass die Ablösung vom Elternhaus nicht gelingt, weil die Jugendlichen in die Familienprobleme verwickelt bleiben. Es kann aber auch passieren, dass sich Jugendliche sehr abrupt und damit auch konfliktreich von ihrer Familie zu lösen versuchen. Die gleichwertige Beziehung zu Mutter und Vater scheint vor allem auch deshalb erforderlich, damit das Kind sich aus der engen Bindung zu dem Elternteil lösen kann, bei dem es lebt, und eine unabhängige Persönlichkeit entwickeln kann.
Umzug nach Trennung
Meist geht ein Wohnungswechsel mit der Trennung einher. Die Kinder verlieren also gleichzeitig mit dem intakten Elternhaus ihr gewohntes Umfeld und ihren Freundeskreis. Eine erhebliche innere Verunsicherung ist die Folge. Verschiedene Untersuchungen dokumentierten, dass Verhaltensauffälligkeiten und psychische Probleme häufiger sind, wenn nur wenig Kontakt zum nichtsorgeberechtigten Elternteil besteht (Napp-Peters 1989). Kinder und Jugendliche leiden in der nach der Trennung der Eltern eher unter Verhaltensauffälligkeiten oder psychischen Störungen, wenn sie sich für die Trennung ihrer Eltern verantwortlich machen, noch immer auf eine Versöhnung hoffen, starke Trennungsängste erleben oder im Konflikt zwischen Ablösungs-Bestrebungen und starken Bindungen stehen.